Lesung zum „Fotograf von Auschwitz“ mit Reiner Engelmann

//Lesung zum „Fotograf von Auschwitz“ mit Reiner Engelmann

Im Rahmen unseres Engagements im Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ haben wir uns entschlossen, eine weitere Veranstaltung wider das Vergessen machen zu wollen.

Am 13. Juni 2022 ist es soweit, wir dürfen den Autor Reiner Engelmann in unserer vollbesetzten Schulaula begrüßen: die erste Präsenzveranstaltung seit Beginn der Corona-Pandemie!

Nach Zeutzeugengesprächen mit Philomena Franz oder Esther Bejarano lernen unsere Studierenden Wilhelm Brasse, den sogenannten „Fotografen von Auschwitz“, durch die Berichte von Herrn Engelmann kennen, der das Glück hatte, den 2012 verstorbenen Brasse zwei Mal persönlich getroffen zu haben.

Als Wilhelm Brasse im Sommer 1940 nach Auschwitz deportiert wurde, überlebten die Häftlinge durchschnittlich nur drei Monate im größten der deutschen Konzentrationslager. Doch Brasse war Fotograf – und das rettete ihm das Leben.

Wie konnte diese Rettung des „Häftlings Nummer 3444“ geschehen?

Nach zwei Wochen Quarantäne und monatelanger Zwangsarbeit wurde Brasse auf grund seiner fotografischen Fähigkeiten und seiner Deutschkenntnisse von der Gestapo als Fotograf beim Erkennungsdienst eingesetzt. Dort war es seine Hauptaufgabe, die ankommenden Häftlinge in Voll-, Seit- und Halbprofil für die Lagerkartei zu fotografieren. Insgesamt fotografierte er 40.000 bis 50.000 Personen, darunter auch Czeslawa Kwoka, ein vierzehnjähriges Mädchen, in deren Augen man die Angst und Verzweiflung erkennen kann.

Engelmann berichtet weiter, dass 1942 die ersten jüdischen Gefangenen im KZ Auschwitz eintrafen und Ärzte wie Josef Mengele ihre menschenverachtenden Experimente begannen. Auch deren Opfer musste Wilhelm Brasse fotografieren. Im Juli 1943 wurden die erkennungsdienstlichen Aufnahmen der Häftlinge auf Befehl des Reichssicherheitshauptamtes in Berlin im Lager weitgehend eingestellt; Grund war der Mangel an Fotomaterial.

Wir erfahren außerdem, dass, obwohl Brasse und die anderen Mitarbeiter des Erkennungsdienstes streng überwacht wurden, es ihnen gelang, Dokumente zu fälschen, die anderen Gefangenen bei der Flucht halfen, und Informationen zum polnischen Untergrund in Krakau zu schmuggeln. Kurz vor der Befreiung im Januar 1945 bekam Brasse vom Leiter des Erkennungsdienstes Bernhard Walter den Auftrag, alle Fotografien zu vernichten, um die Beweise für den Massenmord zu beseitigen. Er zündete befehlsgemäß die Abzüge und Negative an, die allerdings nur schwer brannten und löschte sie wieder, sobald sein Vorgesetzter den Raum verlassen hatte. Aufgrund dieser mutigen Tat können Besucher:innen des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau in einer der einstigen Baracken durch einen Korridor mit Hunderten kleinen Porträtfotos gehen und Menschen in gestreifter Häftlingskleidung, mit kahlgeschorenen Schädeln und ernsten Blicken sehen. Die Angst der Häftlinge wird durch die Fotografien Brasses greifbar – auch für uns beim Betrachten der Abbildungen in der Aula.

Wir bedanken uns bei Herrn Engelmann für einen interessanten und lehrreichen Vormittag!

Fotos und Text: Frau Breyther

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2022-06-24T11:46:29+00:00
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