Lesung von Esther Bejarano und Konzert mit „Microphone Mafia“

//Lesung von Esther Bejarano und Konzert mit „Microphone Mafia“

Bereits vor einem knappen Jahr wollten wir die 93-jährige Esther Bejarano nach Neuss einladen – und sind leider immer wieder an ihrem überfüllten Terminkalender gescheitert. Am 21. Juni 2018 ist uns dies, auch durch die Hilfe von Kutlu Yurtseven, endlich gelungen.

Um 19 Uhr traf sich die Schulgemeinschaft des TSK in der gut gefüllten Aula, um zunächst eine Lesung aus Esthers „Erinnerungen“ zu erleben. Die 1,47 m kleine, zierliche Frau spricht mit fester Stimme, als sie über ihre Erlebnisse u.a. im KZ Auschwitz spricht: Am 20. April 1943 wurde sie aus dem Berliner Sammellager in der Großen Hamburger Straße nach Auschwitz deportiert, wo sie nach der Selektion an der berüchtigen Rampe in Auschwitz-Birkenau durch Josef Mengele zunächst einmal überleben durfte. In Auschwitz-Birkenau musste sie in einem Arbeitskommando Steine schleppen. Als das Mädchenorchester entstand, meldete sie sich als Akkordeonspielerin, ohne jemals ein solches Instrument in der Hand gehabt zu haben. Das Orchester musste u.a. zum täglichen Marsch der Arbeitskolonnen durch das Lagertor mit der zynischen Aufschrift „Arbeit macht frei“ spielen.

Esther wurde weiter ins KZ Ravensbrück bei Berlin verschleppt, wo sie eine Häftlingsnummer oberhalb von 23.000 hatte. Auf einem der Todesmärsche konnte sie zwischen Karow und Plau am See fliehen. Am 3. Mai 1945 erlebte sie in Lübz die Befreiung durch die Rote Armee.

Während der ca. 45-minütigen Lesung war es sehr ruhig im Raum, die Studierenden hörten aufmerksam und betroffen der Zeitzeugin und ihren Schilderungen zu.

Unmittelbar nach der sehr emotionalen Lesung ändert sich die Stimmung, denn an ihrer Seite sind jetzt ihr Sohn Joram und die „Microphone Mafia“ – die einzige Mafia, die die Welt braucht, so Kutlu Yurtseven, der in Köln als Sohn türkischer Einwohner geboren wurde. Mit der Jüdin Bejarano und dem Muslim Yurtseven stehen zwei Religionen, Kulturen und Generationen gemeinsam auf der Bühne: „Für uns war das damals interessant, wie sie noch weiter Musik machen kann, nach dem ganzen Erlebten. Und dann hat sie zu uns gesagt: ‚Hätte ich mit der Musik aufgehört, dann hätten sie mich getötet’“, sagt Kutlu. Und so stehen sie auch am TSK gemeinsam auf der Bühne, Kutlu rappt und Esther singt deutsche oder jiddische Texte. Zu hören waren u.a. „Insanlar“ oder „Wann jeiht d´r Himmel widder op“, wobei Esther neben ihrem gesanglichen Können immer wieder auch kleine Tanzeinlagen zeigte, welche vom Publikum mit viel Applaus honoriert wurden.

„So lange es geht, muss man als Zeitzeuge fungieren, anders geht es nicht.“, sagt Esther Bejarano mir vor ihrer Lesung. Wir sind froh, diesen Abend gemeinsam erlebt zu haben und wünschen Esther und „Microphone Mafia“ noch viele unvergessliche Auftritte.

Die Fotos wurden uns freundlicherweise von Herr Bauer (VM3) und Frau Breyther zur Verfügung gestellt.

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2018-06-24T23:05:42+00:00
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